Offener Brief zur Ausschreibung „Draussenstadt“

Der Sprecher*innenkreis der Koalition der Freien Szene kritisiert Teile der Ausschreibung „Draußenstadt“ und den Prozess der Vergabe an die Bezirke im Rahmen von „Draußenstadt“.

Die Ausschreibung „Draußenstadt“ der Kulturprojekte Berlin weisst Mängel in Transparenz und Zugänglichkeit auf.

Es ist nicht ersichtlich, wie die Jury zusammengesetzt wird. In keiner Zeile wird erwähnt, auf welcher Grundlage und mit welcher Expertise die Mitglieder der Jury einberufen werden. Auch geht nicht aus der Ausschreibung hervor, ob die Jury alle Sparten der Künste abbildet.

Durch die Beschränkung der Einreichungen nur auf die deutsche Sprache, werden in einer internationalen Kunst- und Kulturszene, Künstler*innen von der Vergabe ausgeschlossen.

Ein weiterer Ausschluß erfolgt durch die Zahlungsbedingung und die an ihr geknüpfte Voraussetzung der vorliegenden Genehmigungen. 50% der Zahlung sollen bei vorliegender Genehmigung bei Vertragsabschluß fällig werden, 50% erst nach Abschluß der Veranstaltung. Dies zeigt, daß Kulturprojekte Berlin wenig Einblick in die Praxis kleinteiliger künstlerischer Veranstaltungen hat und ebenfalls nicht die coronabedingt noch verschlechterte Finanzsituation der Akteur*innen berücksichtigt. Die Projekte im Rahmen der „Draußenstadt“ sollen bis Ende des Jahres umgesetzt werden. Die Ausschreibungsdeadline endet am 7. Oktober und zur Woche vom 16.-25. Oktober werden die Entscheidungen angekündigt. Dann erfolgt der Vertragsabschluß mit der Voraussetzung der vorliegenden Genehmigungen. Einzelkünstler*innen und Kulturschaffende, die Erfahrungen mit der Organisation von Veranstaltungen im öffentlichen Raum haben, kennen die Hürden und die Zeitspanne der Genehmigungspraxis und bezweifeln die Umsetzbarkeit. Außerdem geben wir zu Bedenken, dass selbst bei vorliegender Genehmigung nur der November und der Dezember zur Projektumsetzung übrig bleiben. Bei einer Vorfinanzierung von 50% der Projektsumme durch die Akteur*innen wird vorausgesetzt, dass diese eigenen Rücklagen und mit unbezahlter Eigenleistung das Projekt umsetzen. Erfahrungsgemäß wird die Endabrechnung und die Prüfung durch die Kulturprojekte mehr Zeit in Anspruch nehmen, als das Fälligkeitsdatum der anfallenden Rechnungen. Das gerade eine von der Coronakrise stark betroffene Berufssparte, bei einem aus der Coronakrise entstanden Kulturformates auf ihre Honorare warten muss, können wir nicht kommentarlos hinnehmen.

Bei der Kombination mit bereits bestehenden Förderungen bitten wir um eine Nachbesserung im Text, da hier nur die Projektförderung explizit erwähnt wird, aber es beim Erhalt von Basisförderung Nachfragen der Akteur*innen gibt.

Wir bedauern sehr, daß die vorhandenen Expertisen z.B. des Förderkonzeptes der miKrOPROJEKTE nicht in die Ausgestaltung und Umsetzung dieses Teiles des Programms „Draußenstadt“ eingeflossen ist. Sicherlich hätte sich auch ein erfahrener Träger für dieses Format finden lassen.

Problematisch sehen wir auch die Vergabe der Mittel zur „Draußenstadt“ bei den Bezirken. Nachdem erst eine Aufstockung der drei Fördersäulen der bezirklichen Kulturförderung angekündigt wurde, werden die Bezirke jetzt mit der Vergabe allein gelassen.

Die Kulturämter in den Bezirken sind unterschiedlich ausgerichtet und manche Bezirke haben kaum personelle Strukturen für die Umsetzung einer zusätzlichen Ausschreibung von kulturellen Veranstaltungen im öffentlichen Raum. Auch die Jugendkunstschulen und Musikschulen verfügen meist nicht über die notwendige Infrastruktur, Anfragen von externen Künstler*innen für Veranstaltungen zu bearbeiten.

Friedrichshain-Kreuzberg kann hier auf ein bereits bestehendes Projekt zurückgreifen und schreibt für 2021 aus. Neukölln setzt ein kurzfristiges Festival um. In Pankow ist die Freiluftsaison Ende September beendet und Marzahn-Hellersdorf ist noch im Juni.

Im Juni wurde in einer PM von SenKult die „Draußenstadt“ ausgerufen. Leider wurde die Bezirke nicht in den sie betreffenden Teil der Ausgestaltung der „Draußenstadt“ einbezogen und einige werden dann auch draußen bleiben!

 

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