Kosmetik statt Konzept

Freie Szene stärkenDie Willkür des Kulturausschusses setzt sich im Hauptausschuss fort.

Die spontane Empfehlung der Regierungskoalition im Kulturausschuss am 26.3.2012, eine Million für die Boulevardtheater und eine Million für die Freie Szene zusätzlich einzustellen, konnte als Mischung aus nostalgischer Klientelpolitik und eiliger Reaktion auf die gemeinsam formulierten Forderungen der Koalition der Freien Szene gelesen werden. Eine substanzielle Konzeption zukunftsweisender Kulturpolitik war in diesem Beschluss nicht erkennbar.

Ebenso willkürlich wurde diese Empfehlung nun am 4.5.2012 durch den Hauptausschuss auf jeweils die Hälfte reduziert. Die Bühnen am Kurfürstendamm und das Schlossparkheater werden mit jeweils 230.000€ bedacht, die freischaffende Kunstszene wird mit Symbolpolitik abgespeist: Trotz der von der Koalition der Freien Szene geforderten 10 Mio. € für freischaffende Künstler/innen, bleiben nun von der durch den Fachausschuss empfohlenen 1 Million € nur noch 540.000€ übrig. Die prekären Einkommens- und Produktionsbedingungen der freien Künstler/innen in Berlin können damit nicht im Ansatz korrigiert werden.

Einrichtungen, die in Bezug auf Ausbildung und Publikumsnachwuchs die Zukunft der Berliner Kultur bedeuten, erhalten wenig Support: So wird der seit Jahren geplante Bau eines gemeinsamen Campus für die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ plötzlich ausgesetzt, das Grips Theater wird wegen 50.000€ zum Streitfall und muss trotz des benannten Defizits von 150.000 € mit 100.000€ überleben.

Eine längst fällige Gestaltungsdebatte über Kultur in dieser Stadt zeichnet sich in solchen Entscheidungen noch immer nicht ab. Insbesondere ist keine Idee der Berliner Politik erkennbar, wie eine nachhaltige Strukturstärkung, substanzielle Erhöhung der Produktionsmittel und Einbindung der freischaffenden Kunstszene in ein Berliner Gesamtkonzept für Kultur anzugehen sei.

 

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