Brief zum Atelierhaus Prenzlauer Promenade an Tim Renner

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Senatskanzlei – kulturelle Angelegenheiten
Herrn Staatssekretär Tim Renner
Brunnenstr. 188 – 190
10119 Berlin

Berlin, den 20.6.2014

Liegenschaftspolitik

Lieber Tim Renner,
wie wir bei unserem Antrittsbesuch ja bereits bekräftigt haben, teilen wir Deine Auffassung absolut, dass die Sicherung und Neugewinnung bezahlbarer Arbeits- und Übungsräume, Ateliers, Werk- und Spielstätten, Ausstellungsräume, Diskursorte für Künstlerinnen und Künstler, KulturproduzentInnen und für freie künstlerische Projekte, Gruppen und Initiativen eine der wesentlichen Aufgaben einer neuen Liegenschaftspolitik des Landes Berlin werden muss.

Um auf spezifische Themen einzugehen, war im Rahmen unseres ersten Treffens keine Zeit. Dennoch gibt es sie und sie brennen auf den Nägeln.

Eine der dringendsten Aufgaben im Bereich Liegenschaften für die Künste ist das Atelierhaus an der Prenzlauer Promenade, ehemals Akademie der Wissenschaften der DDR, das fast 100 Künstlerinnen und Künstlern als Arbeitsstätte dient. Wir beobachten mit großer Aufmerksamkeit, ob es insbesondere mit dem neuen Bewusstsein für Liegenschaftsfragen gelingen wird, das Atelierhaus in der Prenzlauer Promenade zu erhalten, auszubauen und dabei zunächst allen dort jetzt bereits arbeitenden Künstlerinnen und Künstlern die Weiterarbeit zu ermöglichen. Das Engagement der Kulturverwaltung für den Erhalt des Schokoladens in Mitte, oder HALLE Tanzbühne Berlin in Pankow war für uns sehr ermutigend, erfolgreich und sollte auch hier Maßstab sein.

Gern bieten wir hier unsere dauerhafte Mitarbeit an. Wir schlagen die Einrichtung eines jour fixe für die Liegenschaften/Kultur vor, an dem unsererseits Christophe Knoch, Wibke Behrens, Bernhard Kotowski, Anne Passow sowie Florian Schmidt als Atelierbeauftragter teilnehmen würden. Eine Erweiterung um einen Vertreter des Runden Tisches für die Liegenschaften, der als Beratungsgremium bürgerschaftlichen Sachverstandes mit Verwaltungen und Mitgliedern des Abgeordnetenhauses seit zwei Jahren kontinuierlich arbeitet, ist ausdrücklich erwünscht. Wir halten auch die Einbeziehung der Gesellschaft für Stadtentwicklung für geboten.

Ziele dieser gemeinsamen Arbeit sollten sein:
– die Etablierung eines Frühwarnsystems, damit Gefährdungen durch
Mietsteigerungen und andere Verdrängungsprozesse im Einzelfall rechtzeitig
identifiziert und gelöst werden können;
– die gemeinsame Erarbeitung von Kriterien- und Dringlichkeitskatalogen für
eine gemeinsame Bedarfsdarstellung und -anmeldung;
– eine gemeinsame fachliche Bewertung ggfs. verfügbarer oder bekannter
landeseigener Objekte und Grundstücke in Bezug auf ihre Eignung für
künstlerisches Arbeiten;
– die gemeinsame Erarbeitung von Träger- und Bewirtschaftungsmodellen,
ggfs. unter fallweiser Heranziehung weiteren Sachverstandes;
– die Begleitung und fachliche Vorbereitung der „Clusterungs“-Verfahren auf Senatsebene.

Uns ist klar, dass die Liegenschaftspolitik in Berlin besonders schwierig und herausfordernd ist. Die Gewährleistung künstlerischer Infrastruktur ist zugleich aber ein kulturpolitisches Schlüsselthema. Eben deshalb halten wir eine enge Zusammenarbeit zwischen der Kulturverwaltung und den Akteuren aus Kunst und Kultur für unbedingt notwendig, damit Kompetenz und Engagement genutzt und koordiniert werden können und, wenn nötig, für konkrete Vorhaben auch politische und gesellschaftliche Unterstützung mobilisiert werden kann. Die Etablierung einer gemeinsamen Beratungs- und Handlungsplattform wäre natürlich auch ein starkes und positives Signal an die Künstlerinnen und Künstler in Berlin.

Herzliche Grüße
für den Sprecherkreis der Koalition der Freien Szene
Christophe Knoch

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